Die Heiligkeit der katholischen Kirche

■ Wenn wir vom heutigen Israel und von Palästina als den Gegenden reden, in welchen sich zentrale Ereignisse der christlichen Heilsgeschichte zugetragen haben, so belegen wir sie gern mit dem Begriff “das Heilige Land”. Ebenso erfreut sich auch die Stadt Jerusalem als das dortige unangefochtene religiöse Zentrum der erhabenen Bezeichnung “die heilige Stadt Jerusalem”. Schon im Alten Testament überboten sich die Psalmisten in der Verherrlichung dieses Ortes, weil sich ja da der Tempel als der Ort der ganz besonderen Anwesenheit Gottes befand: “Ich freute mich, als man mir sagte: ‘Wir wallen zum Hause des Herrn!’ - Nun stehen unsere Füße schon in deinen Toren, Jerusalem. ... Wünscht Frieden über Jerusalem! Denen Heil, die dich lieben! Friede soll herrschen in deinen Mauern, Ruhe in deinen Palästen! Ob meiner Brüder will ich es sagen, ob meiner Verwandten: Heil dir! Ob des Hauses des Herrn, unseres Gottes, erbitte ich Segen für dich!” (Ps 121, 1f. 6-9)
Nun stellt sich uns vielleicht doch die Frage, wie könne man denn gerade angesichts der alles andere als einer friedlichen Geschichte Jerusalem als “Heilige Stadt” bzw. Israel und Palästina als “Heiliges Land” bezeichnen. Sind denn da nicht im Laufe der Jahrhunderte so viel Feindschaft und Hass an den Tag gelegt worden, dass man es eher als eine Verzerrung der Geschichte bzw. als eine Karikatur der tatsächlichen Sachlage ansehen müsste, wollte man davon als vom “Heiligen Land” reden? Sind denn nicht gerade wegen Jerusalem zahlreiche Kriege geführt worden, in welchen viele Menschen ihren Tod fanden? Muss man da nicht eher einem Sarkasmus verfallen, wollte man da noch vom “Frieden” reden, welcher als Wortwurzel im Namen der Stadt Jerusalem enthalten ist?
Denn bereits zur Zeit Jesu war Jerusalem alles andere als ein ruhiges und friedliches Pflaster. (Von der Zeit davor wollen wir ganz schweigen.) Es kochte und brodelte an vielen Ecken und Enden. Liebend gern hätten sich die Juden gegen die Übermacht des Römischen Imperiums erhoben und diese Besatzungsmacht vertrieben. Und als sie dies dann im Jahre 66 nach Christus mit einem Aufstand gegen die Römer tatsächlich versuchten, wurde Jerusalem nach einer verlustreichen Belagerung und Hungersnot im Jahre 70 von den Römern unter Titus erobert und vollständig zerstört.
Im 7. Jahrhundert wird Jerusalem dann von den Moslems erobert. Im Mittelalter werden im Laufe der Kreuzzüge und der moslemischen Rückeroberungen so manche kriegerische und somit blutige Auseinandersetzungen geführt - gerade weil Jerusalem bzw. Palästina einen besonderen bzw. teilweise sogar einmalig herausragenden Rang innerhalb des Christentums, Judentums und des Islam einnimmt.
Im 20. Jahrhundert wird dann im Jahre 1948 der Staat Israel geründet, welches Ereignis ebenfalls mit viel Elend und Vertreibung einherging bzw. bis heute andauernden Hass schürte. Im Jahre 1967 gewinnt dann Israel den Sechs-Tage-Krieg und erobert dabei auch Jerusalem selbst. Dies hat, wie man sich leicht vorstellen kann, nicht nur nicht zur Abnahme des seit über 60 Jahren vorhandenen abgrundtiefen Hasses zwischen den Juden und den Arabern im “Heiligen land” und auf der ganzen Welt beigetragen, sondern hat ihn noch weiter geschürt. Wie viele lokale Kriege und militärische Scharmützel werden seitdem fast schon monatlich, ja wöchentlich durchgeführt? Wie viele Menschen sind in dieser ganzen Zeit auch durch terroristische Angriffe auf beiden Seiten ums Leben gekommen? Wenn man sich nur ein bisschen in der geopolitischen Lage auskennt, weiß man, dass der Konflikt zwischen Israel bzw. den Juden auf der einen und den Arabern bzw. Moslems auf der anderen Seite, der viel in der gegenwärtigen Weltpolitik bestimmt, sich zu einem wesentlichen Teil um den Status Palästinas bzw. der Stadt Jerusalem dreht!
Wie kann man also angesichts dieser Geschichte Jerusalems bzw. der ganzen Gegend dort noch vom “Heiligen Land” reden, ohne unseriös oder ignorant zu erscheinen?
■ Nun, wer sich vielleicht schon einmal des Privilegs erfreuen durfte, in Jerusalem und Umgebung zu weilen, wer die heiligen Stätten der Wunder und des Heilswirkens Jesu gläubigen Sinnes besichtigen und dort andächtig beten konnte, dem wird es sehr wohl bewusst, dass er sich an ganz besonderen Orten aufhielt! Wer dann darüber hinaus eventuell auch noch in einer Art geistigem Erlebnis intensiv verinnerlicht haben durfte, dass an derselben Stelle, an der er gerade weilte, Jesus selbst und sozusagen höchstpersönlich da war und gesprochen und zu unserem Heil gelitten hatte, der achtet in erster Linie - und zwar völlig zurecht! - nicht auf die Untaten, die eventuell die Menschen an denselben geographischen Orten verbrochen haben sollten, sondern darauf, was Gott da an Erlösungstaten getan hat!
Möge sich bei vielen Menschen wegen Palästina und Jerusalem viel an gegenseitiger Ablehnung und sogar Feindschaft angehäuft haben, mögen sie dort wegen ihrer geistigen Blindheit bzw. furchtbaren Sündhaftigkeit vielleicht sogar nicht wenig Blut vergossen haben - Gott selbst hat an denselben Stellen nicht nur nichts an dergleichen schlimmen Untaten getan, sondern im Gegenteil nur Kranke geheilt, Schwache gestärkt, Verzweifelten Mut eingeflößt, große Wunder gewirkt usw. Weist ja Jesus selbst die zwei Jünger des Johannes des Täufers an: “Geht hin und kündet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören wieder, Tote stehen auf. Armen wird die Frohbotschaft verkündigt. Wohl dem, der an Mir keinen Anstoß nimmt!” (Mt 11,4-6)
Wir dürfen also nicht alles nur im Blick auf die zahlreichen Verbrechen der Menschen sehen, sondern sollten in diesem Zusammenhang das Gewicht vor allem auf die Taten des Erlösungswerks Jesu Christi legen! Zumal ja Sein selbstloses und von Mitleid und Barmherzigkeit mit uns, den Sündern, geleitetes Heilswirken auch in dieser Hinsicht bei weitem die Bosheit der Menschen aufwiegt!
Wenn man also z.B. im Garten Gethsemani weilt und an derselben Stelle betet, an welcher Jesus unter inständigem Flehen und Blutschweiß auf dem Gesicht den bitteren Leidenskelch aus der Hand Seines himmlischen Vaters zu unserem Heil annimmt; wenn man in der Jerusalemer Altstadt mit mitleidendem Herzen die einzelnen Stationen des historischen Kreuzweges Jesu geht und sich dann an bzw. in der Grabeskirche richtig bewusst macht, dass unser Heiland hier der Kleider beraubt, ans Kreuz geschlagen, drei Stunden unter furchtbarsten Schmerzen am Kreuz gelitten und gestorben ist, dass Sein heiliger Leichnam hier dann auch von den frommen Frauen gesalbt und ins Grab gelegt worden ist - dann wird es einem in aller Deutlichkeit klar, dass dies tatsächlich ein von Gott gesegneter und somit ein heiliger Ort ist, dass man da (völlig unabhängig von der Frage, was die Menschen da so alles angestellt haben sollten) im wahrsten Sinn des Worten im “Heiligen Land” weilt!
■ Nicht selten werden wir, Katholiken, mit dem Vorwurf konfrontiert, in der katholischen Kirche hätten sich im Laufe der Jahrhunderte so viele Bosheiten angesammelt, dass man sich fast schon richtig schämen müsste, dass man überhaupt katholisch ist und zur katholischen Kirche hält. Seien da nicht im Namen der Kirche immer wieder Andersdenkende verfolgt und Hexen im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden? Habe man nicht bisweilen mit dem Schwert in der Hand missioniert und so manches Volk mit Gewalt christianisiert? Würde man da nicht dem Herrschaftsdenken zu sehr Raum einräumen und die armen Frauen (z.B. wegen der Weigerung, sie zum Priesteramt zuzulassen) nur unterjochen? Hätten da nicht nicht wenige Priester und Bischöfe und auch einige Päpste durch ihren unmoralischen Lebenswandel großen Anstoß erregt und somit den Ruf der geweihten Kirchendiener ramponiert?
Dies ist nur ein kurzer Auszug aus der kilometerlangen Litanei der üblichen Vorwürfe an die katholische Kirche, die von den heutigen Massenmedien liebend gern verbreitet und von so manchen furchtbar “klugen” Köpfen bisweilen sogar richtig primitiv (d.h. ohne sachlich zu differenzieren) nachgeplappert werden.
Ja, leider stimmt es, dass der Mensch sündig und fehlerhaft ist und somit auch von so manchen Gliedern der Kirche Falsches und Übles getan worden ist, was dann auch der katholischen Kirche als solcher zum Vorwurf gemacht wird. Ja, leider trifft es zu, dass sowohl die menschliche Verstandeskraft als auch sein sittlicher Wille nicht vollkommen sind und somit auch manche Kleriker entweder einiges an der sittlichen Lehre der Kirche nicht richtig verstehen oder/und es dann im praktischen Leben im klaren Widerspruch zu den Worten Jesu und den eigentlichen Lehren der Kirche umsetzen. Es ist traurig, aber wahr, dass manche dieser von Katholiken begangenen Untaten bzw. Verbrechen eine bestimmte Grenze des von der Allgemeinheit sonst noch irgendwie Tolerierbaren überschreiten und dann ein gewaltiges Ärgernis hervorrufen und somit auch zum großen Schaden für die Kirche als solche gereichen. Warnte uns ja Jesus ausdrücklich davor, anderen Menschen Ärgernis und somit einen wirksamen Anlass zur Sünde zu geben (vgl. Mt 18, 6-11)!
Darf man denn angesichts solcher beklagendwerter Vergehen immer noch an der Eigenschaft “heilig” im offiziellen Glaubensbekenntnis in Bezug auf die katholische Kirche festhalten, wie wir es im Katechismusunterricht gelernt haben? Wie sieht es denn aus mit der Heiligkeit der Kirche, wenn da von deren Gliedern so manche Verbrechen im Namen der Kirche begangen worden sind, die auch uns schockieren und sprachlos machen? Können wir denn wirklich ehrlichen Herzens unseren Glauben “an die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche” bekennen, ohne dass man sich wie ein Verdreher von Tatsachen vorkommt?
Nun, ein solcher Mangel am richtigen Verständnis irgendeiner Lehre bzw. an derer falschen Umsetzung in die Praxis, wie vorhin angesprochen, ist grundsätzlich nicht nur unter (glaubenstreuen) Katholiken anzutreffen, sondern in allen Gruppen und Schichten der menschlichen Gesellschaft. Davor ist wohl keine einzige der verschiedensten politischen Parteien, kein gesellschaftlicher Verband, keine religiöse Gemeinschaften oder auch kein manchmal noch so lautstarker geradezu als Moralapostel auftretender “Zentralrat” ausgenommen! Wohl kein einziger von uns, Menschen, kann wahrheitsgerecht behaupten, er habe noch keinen einzigen Fehler gemacht und somit einem anderen Menschen unter Umständen bedauerlicherweise vielleicht sogar ein nennenswertes Ärgernis bereitet.
(Allerdings muss um der Wahrheit willen auch unbedingt hinzugefügt werden, dass manche der gern erhobenen Vorwürfe an die Adresse der katholischen Kirche als solcher insofern nicht zutreffend bzw. teilweise sogar demagogischer Natur sind, weil sie entweder stark übertrieben oder in ihrer historischen Komplexität zu einseitig bzw. zu vereinfacht dargelegt werden. Man berücksichtigt dabei leider nicht so manche der historischen Gegebenheiten und Nuancen, in deren Zusammenhang die tatsächliche historische Realität anders berichtet bzw. die so genannte “Schuld der Kirche” als nicht unwesentlich geringer angesehen werden müsste. Aber diese Politik der Medien wird ja auch von bestimmten Interessen gelenkt...)
■ Aber vor allem darf in diesem Zusammenhang der Frage nach der tatsächlichen oder nur behaupteten Heiligkeit der Kirche nicht außer Acht gelassen werden, dass die Kirche als solche nicht allein durch die Menschen definiert werden darf und kann - die katholische Kirche ist keine rein menschliche Organisation! Sie ist von Jesus Christus gestiftet worden - Er war, ist und bleibt ihr Haupt und “durchblutet” mit Seiner göttlichen Gnade alle ihre Bereiche und auch Glieder, sofern sie sich Ihm öffnen! Er hat durch Sein Leiden und Sterben die Erlösung des Menschengeschlechtes bewirkt und ihr dann im Missionsauftrag die Aufgabe erteilt, im Namen des Dreifaltigen Gottes das Heil an möglichst alle Menschen zu vermitteln. Dazu beschenkte Er sie mit dem Heiligen Geist und vertraute ihr als göttliche Heilmittel die heiligen Sakramente an!
Somit ist die katholische Kirche als solche nicht nur im Hinblick auf das zu beurteilen und zu bewerten, was ihre einzelnen Glieder hier auf Erden so anstellen, tun oder lassen. Um ihr als einer Stiftung Jesu Christi gerecht zu werden, muss sie unbedingt auch im Hinblick auf das betrachtet werden, was unser göttlicher Erlöser durch sie an der Menschheit wirkt - in Bezug auf die Zeit und die Ewigkeit, auf das Diesseits und das Jenseits!
Wer z.B. eine Taufe bewusst miterlebt und verinnerlicht, was da geschieht, der erkennt und dankt Gott dafür, dass einem Menschen die Erbschuld des menschlichen Geschlechtes erlassen und er durch das Eingießen der Gnade Gottes für das Himmelreich wiedergeboren wird im Wasser und dem Heiligen Geist (vgl. Joh 3, 3-6)! Ihm wird aus der Hand des katholischen Priesters - ob dieser selbst persönlich nun mehr oder weniger mit Sünden behaftet ist - das Kleid der (Tauf)Unschuld wiedergegeben, welches wir, die Menschheit, in der Sünde Adams und Evas verloren haben, und die Verheißung der Gotteskindschaft aller (im und durch den christlichen Glauben) Erlösten mitgeteilt!
Und gibt der Mensch danach zu sehr den menschlichen Leidenschaften nach und wendet sich durch die Sünde wie auch immer mehr oder weniger stark von Gott ab, darf er sich nach dem Prozess der inneren Einkehr und aufrichtigen Reue wie der verlorene Sohn des Evangeliums (vgl. Lk 15, 11-32) wieder mit Gott versöhnen, indem er in der Beichte bei einem von der Kirche beauftragten Priester durch dessen Hand und Mund die Vergebung Gottes erhält und so im Himmel “bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt” (Lk 15, 10) entsteht! Man stelle sich nur vor, welche Menge an schier unerträglicher Sündenschuld auf unseren Seelen lasten würden, wäre das Beichtsakrament von Christus nicht eingesetzt worden bzw. würde es dann nicht von der katholischen Kirche zu unserem Heil verwaltet werden! Wie viele Seelen haben im Sakrament der Beichte wieder Frieden mit Gott gefunden, weil sie ihre Sünden aufrichtig gebeichtet und vom Priester als dem demütigen Diener Christi und der katholischen Kirche ihre Schuld vor Ihm erlassen bekommen haben!
Und auch hier hängt die Wirkung des Beichtsakramentes nicht von der persönlichen Vollkommenheit oder Heiligkeit des beichthörenden Priesters ab - es ist das Priestertum des Neuen und Ewigen Bundes an sich, welches der Kirche gegeben worden ist und solche unbegreiflichen göttlichen Vollmachten enthält! Die katholische Kirche ist wirklich eine übernatürliche Heilseinrichtung - sie vermittelt das Heil, die Erlösungsgnaden Jesu Christi! Sie, die sehr wohl aus Menschen und somit auch aus Sündern besteht, ist heilig in den heiligen Sakramenten und den anderen übernatürlichen Gnadenmitteln, welche ihr von Jesus Christus anvertraut worden sind, damit die Menschen durch ihren Mittlerdienst das wahre Heil und das ewige Leben finden können!
Noch mehr erkennt man dies, wenn man seinen Blick auf das heilige Messopfer und das Allerheiligste Sakrament des Altares wendet, welche ja (neben dem Priestertum) von Jesus am Gründonnerstag eingesetzt worden sind. Indem nun also durch den liturgischen Dienst der Kirche das hl. Messopfer überall in der Welt dargebracht werde, wird ja das Kreuzesopfer sakramental gegenwärtiggesetzt bzw. unblutig erneuert. So tritt das göttliche “Lamm, das geschlachtet wurde” (vgl. Offb 5,12) zu jeder Zeit und an jedem Ort vor Seinem himmlischen Vater für uns fürbittend ein und ruft Gnade und Barmherzigkeit auf uns herab (vgl. Hebr 4,16; 7,25)!
Erhalten ja auch grundsätzlich alle, die “durch Ihn vor Gott hintreten”, den beseligenden Zugang zur Quelle des Heiles und reinigen ihre Seelen im Blut des Erlösers. Durch die Teilhabe am kostbarsten Leib Christi in der Hl. Kommunion werden wir ja dann von Ihm auch noch auf eine solche Weise für unseren täglichen Kampf gegen die Mächte der Finsternis gestärkt, dass man vor Ihm niedersinken muss auf die Knie vor lauter Ehrfurcht und Dankbarkeit!
Bezeichnenderweise handelt ja der katholische Priester bei der Zelebration der hl. Messe und der Verwaltung der hl. Sakramente in persona Christi. Und das bedeutet ja auch, dass das Messopfer und die Sakramentenspendung unabhängig vom moralischen Zustand des betreffenden Priesters als des Zelebranten und Sakramentenspenders gültig und wirksam sind - Gott selbst öffnet den Menschen durch die Predigt- und Missionstätigkeit der Kirche den Weg zu Ihm, dem ewigen Leben, bzw. beschenkt sie durch den sakral-liturgischen Dienst der Kirche überreich mit Seinen Erlösergnaden! Somit dürfen wir trotz der nicht wenigen und teilweise äußerst belastenden Ärgernisse, welche die Glieder der Kirche im Lauf der Jahrhunderte durch ihre Fehltritte und ihr moralisches Versagen als Schuld auf sich geladen haben sollten, dennoch frohen und überzeugten Herzens im Apostolischen Glaubensbekenntnis auch unseren Glauben an die “heilige katholische Kirche” verkünden! Sie ist letztendlich und trotz allem keine menschliche Erfindung oder rein irdische Einrichtung - sie ist kraft der Verheißung und Mitteilung des Heiligen Geistes an die Apostel vordergründig eine von Gott gestiftete Heils-Institution!
■ Und hier zeigt sich an und offenbart sich das ganze Desaster, in welches sich die “Konzilskirche” nicht nur durch die Abkehr vom überlieferten Glauben der katholischen Kirche generell selbst hineinmanövriert hat, sondern speziell auch durch eine solche Verfälschung der bisher einwandfreien Sakramentsriten, welche dann teilweise sogar ihre Ungültigmachung zur Folge hatte. Besonders schwerwiegend und schicksalshaft wirkt sich dieser Ruck in Richtung der eigenen Protestantisierung in der Frage des hl. Messopfers und des Weihepriestertums aus. Denn wenn die Novus-Ordo-Messfeier ungültig gemacht wird, versiegt gewissermaßen die Quelle des Heiles; wenn der “neue” Ritus der Bischofsweihe solche essentielle Mängel aufweist, die zu seiner Ungültigkeit führen, stirbt in eigenen Reihen die apostolische Weihesukzession, das gültige Weihepriestertum, generell aus!
Wie kann dann aber bei einer religiösen Gemeinschaft, die sich durch die von ihr selbst durchgeführten “Reformen” eine ungültige Messfeier bzw. die ungültigen Sakramentsriten der Firmung, des Altarsakramentes, der Beichte, der Bischofs- und Priesterweihe und der Letzten Ölung anschafft, noch ernsthaft der Anspruch anerkannt werden, legitimerweise als die “heilige katholische Kirche” angesehen zu werden? Sie vermittelt ja in zentralen Punkten nicht mehr das Heil, ja will dies - wegen der Freiwilligkeit der betreffenden eigenen “Reformierung” - wohl auch bewusst und absichtlich nicht mehr tun!
Mögen in der Vergangenheit manche Hirten und Gläubige abgewichen sein vom Sittlichkeitsideal des Evangeliums Jesu Christi - sie “bastelten” aber trotzdem nicht am Glauben herum. Denn wer von den Gläubigen nach dem offiziellen katholischen Glauben gelebt hat, hat nicht nur die persönliche Gottesbeziehung aufbauen können, sondern auch durch die getreue und unverfälschte Sakramentenspendung der Kirche die reiche Gnade Christi schöpfen können und somit auch selbst heilig werden. Wer dagegen die neuen theologisch-dogmatischen wie liturgischen Grundsätze der “Konzilskirche” verinnerlicht, wird sowohl vom wahren und allein seligmachenden Glauben weggeführt, sondern bekommt auch noch ungültige und somit kein Heil vermittelnden Sakramente vorgesetzt - das ist in gewisser Hinsicht der entscheidende Unterschied zwischen der heiligen katholischen Kirche und der Konzilssekte!
■ Wenn wir schon von der Heiligkeit der wahren katholischen Kirche als der Heilsstiftung Jesu Christi sprechen, dann darf außerdem auch nicht vergessen werden, dass die einzelnen Glieder der katholischen Kirche im Lauf der Jahrhunderte nicht nur durch Sünden, Unrecht und Übeltaten aufgefallen sind, sondern sich auch durch die ermunternde Festigkeit im Glauben und eine höchst tugendhafte und vorbildliche Lebensführung ausgezeichnet haben!
Wie viele katholische Christen haben denn im Lauf der Kirchengeschichte auch unter erschwerten, ja extremen Bedingungen die unerschütterliche Treue zu Christus gehalten bzw. diese unter Umständen mit Inkaufnahme von großen Nachteilen bzw. teilweise sogar mit ihrem eigenen Leben unter Beweis gestellt! Wie viele Katholiken haben eben nicht den mannigfachen sittlichen Schwächen der menschlichen Natur oder des wie auch immer jeweils aussehenden Zeitgeistes nachgegeben, sondern haben sich in Glaube, Hoffnung und Liebe bewährt und sind dadurch für viele anderen zum Ansporn in der christlichen Tugend geworden! Wie viele Eltern haben ihren Kindern ein gutes Beispiel eines gottesfürchtigen, frommen und mündigen Christen gegeben und haben sie auf dem rechten Weg erzogen! Wie viele Priester, Bischöfe und Päpste haben sich durchaus vorbildlich, ja bisweilen sogar auf heroische Weise als wahre Hirten der Seelen erwiesen und haben ihr kirchliches bzw. pastorales Amt mit großem Eifer für das Seelenheil der ihnen anvertrauten Gläubigen ausgeübt!
Diese alle sind ebenfalls Glieder der katholischen Kirche - und nicht nur die schwarzen Schafe allein - und haben durch ihre entsprechende Lebensführung nicht nur die Ehre Christi gemehrt, sondern eben auch sogar ein ergreifendes Zeugnis für die Heiligkeit der katholischen Kirche abgelegt!

P. Eugen Rissling

 

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